126 Europa.
G Kopenhagen, d. i. Kaufmannshafen, Hst., umfaßt 76 aller Staats
artgehörigen, bedeutende Seehandelsstadt, befestigter äiriegshafen, Mittelpunkt
des wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens in Dünemark. Universität.
Aus allen diesen Ursachen übt K. einen ahnlich bestimmenden Einfluß auf
das Gesamtkönigreich aus, wie Paris auf Frankreich. — Die übrigen Städte
Dänemarks sind als Städte in ackerbautreibenden Gegenden von geringer
Bedeutung.
2. Tie nordischen ^nseln. Die Färöcr, d. h. Schafinseln, sind kleine,
kahle und baumlose Felseninseln aus Basaltgestein im Atlantischen Ozean
zwischen Schottland und Island. Das Klima ist ein rauhes Seeklima. Die
wenigen Bewohner ernähren sich von Schafzucht, Fischfang und dem Verkauf
von eingesammelten Eiderdunen.
Island (Eisland), nächst Großbritannien die größte Insel Europas,
liegt hart am n. Polarkreis. Es ist ein baumloses Gebirgsland voll
schauerlicher Einöden, Lava- und Eisfelder, durchzogen von einer Kette
tätiger Vulkane, unter deucn der H e k l a der bedeutendste ist. Zahlreiche
heiße Springquellen sind über die ganze Insel verbreitet. Die bedeutendste
ist der große Geiser. — Der kurze Sommer macht Getreidebau unmöglich
und hindert den Baumwuchs. Kartoffelu, Rübeu und Kohl gedeihen gut.
Niedriges Ebereschen- und Birkengestrüpp ersetzen den Wald. Die Küsten-
gebiete weisen indes noch gute Weideflächeu auf.
Die wenigen Bewohner sind normannischer Abstammung und ernähren
sich von: Fisch- und Robbenfang, dem Einsammeln von Eiderdunen und von
der Schafzucht. Das Pferd ist als Reittier fehr geschützt? das Renntier lebt
wild und wird gejagt. Ein Haupterzeugnis ist das „isländische Moos", eine
Flechte. — Die Bewohner zeigen viel Sinn für Bildung und Wissenschaft.
Obwohl keine Volksschulen bestehen, findet man doch kaum einen Isländer,
der nicht lesen und schreiben könnte. Die alten no r d is ch en Götter
und Heldensagen haben sich bei den Isländern am schönsten
erh alten (Edda).'— Reykjavik, d. i. Rauchbucht, weil hier eine dampfende
Ouelle ist, Hst. an der Südwestküste hat Buchdruckereien und Zeitungen, ein
Gymnasium, kein Gefängnis.
Dänische K o l o n ie n: S. 74.
3. Tic Britischen Inseln.
(315 000 qkm, 44 Mill. E,, 140 auf 1 qkm.)
(Das Weltreich hat 30 Mill. qkm und fast 400 Mill. E.)
1. Das Land. Das britische Jnselreich besteht aus deu beiden großen
Inseln Gr oßbritauuien und Irland, die durch die Irische See vou
einander getrennt sind, und zahlreichen kleinen Inseln. Die wichtigsten sind
die Hebriden, Orkney- (örkni) und Shetlandinseln (schettländ-J.).
Alle Inseln sind von der Flachsee umgeben und echte Kontinentalinseln. Erst
westlich vou Irland und dem Kanal sinkt der Kontinentalsockel Europas zu
ozeanischen Tiesen ab. Der Südpunkt Großbritanniens hat die geographische
Breite der Stadt Frankfurt a. M., das Nordende die von Stockholm. — An-
gabe der Grenzmeere und Meeresstraßen nach der Karte!
I. Die Küstenentwickelung der beiden Hauptinseln ist an den West-
küsten am reichsten. Irland ist nur wenig gegliedert, Großbritannien
dagegen reichlich und insofern regelmäßig gegliedert, als die Meereseinschnitte
von beiden Seiten einander gleichsam entgegenkommen. Weise das auf der
Karte nach!
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Geiser
Extrahierte Ortsnamen: Europa Kopenhagen Dünemark Paris Frankreich Basaltgestein Atlantischen_Ozean Schottland Island Island Europas Reykjavik Irland Irische_See Irland Europas Großbritanniens Frankfurt Stockholm Irland
Aus der Länderkunde der Erdteile.
47
Amerikanische Großstadt: Sakrainentostraße Vvn San Franzisco,
Heer der Wickelschwanzaffen und der Jaguar. — Die kühlere Hochebene mit
ewiger Sommermilde hat sehr gesuude Lust, ist trocken und waldarm, weist
weite Weideflächen und an eigentümlichen Pflauzeu die Kakteen auf.
Die Bewohner bekeunen sich zur katholischen Kirche. Kanin Ys
sind Weiße; die übrigen find Mischlinge, Neger und Indianer.
Weite Strecken liegen noch unbebaut da. Die Silberansbente ist noch immer
recht groß.
Mexico (mechhiko) ist eine Bundesrepublik mit gleichnamiger Hst. in
^ehr schöner Lage anf dem Hochlande.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T178: [Rio Peru Hauptstadt Republik Stadt Brasilien San Südamerika Land Chile], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere]]
14 Das Heimatsland.
linie; der Himmel wölbt also nur scheinbar über der Erdfläche. Unser
Auge täuscht uns.
Auch mancherlei andere Erscheinungen belehren uns, daß die Wirklich-
Mt vreler Vorgänge oft nicht mit unfern Wahrnehmungen übereinstimmt-
^n stürmlicher Nacht scheint der Mond mit rasender Eile durch die zerrissenen
Wolkenmassen zu schießen. Wir überzeugen uns leicht, daß in Wirklichkeit
die Wolken vom Winde in entgegengesetzter Richtuug getrieben werden. —
Manchmal siud wir uns über die Richtung des Zuges oder des Dampfers,
auf dem wir fahren, auf Augenblicke im Unklaren. Führe andere Beispiele an!
Alle diese und auch noch ^andere Vorgänge beweisen uns, daß viele
unserer Wahrnehmungen aus Sinnestäuschungen beruhen, und daß die
Wirklichkeit mancher Erscheinungen am heimatlichen Himmel gauz anders
ist, als unser Ange oder unser Gefühl es uns lehren.
Iii. Das Heimatsland (Provinz).
1. Aas Keimatsland im allgemeinen nach der Karte.*)
1. Lagt. Unsere heimatliche Stadt mit ihrer Umgebung gehört zum
deutscheu Vaterlande, welches uuser Kaiser beherrscht. Dieser wohnt in
der großen Stadt Berlin, welche etwa in der Mitte oes Deutschen Reiches
liegt. Welche Eisenbahnrichtnng führt von unserer Stadt ans nach Berlin?
Nach welcher Richtung müßte ich also reisen, um dorthin zu gelangen?
Alle Gegeuden, von denen aus man in wenigen Stunden Berlin erreichen
kann, liegen im Innern Deutschlands; alle Orte, von denen ans man
längere Zeit, etwa einen halben Tag oder wohl gar einen ganzen Tag
und darüber braucht, um durch eine Eisenbahnfahrt dorthin zu gelangen,
liegen im nördlichen, östlichen, südlichen oder westlichen Teile des Deut-
scheu Reiches. Angabe, in welchem Teile des Deutschen Reiches das Hei-
matsland liegt. Bestimme die Lage des Heimatsortes in dem Heimats-
lande!
2. Grtlycn. Merke die Bezeichnung der Grenzlinien aus der Karte!
Zeige die Nordgrenze, die Ost-, Süd- und Westgrenze des Heimatslandes!
An welchen Stellen wird die Grenze durch Flußlinien, Seestrecken oder
Gebirgszüge gebildet? Nenne die einzelnen Grenzländer! Sind es samt-
lich deutsche Länder, oder ist dabei auch eiu sremdländisches Grenzgebiet
vertreten? Vergleiche die einzelnen Grenzlinien hinsichtlich ihrer Länge!
3. Größenvcrhältnisse. Größe des Heimatslandes nach qkm und
Volkszahl. Wievielmal so groß als die aus der Karte der Umgebung dar-
gestellte Bodenfläche das Heimatsland ist. Tie größte Längenausdehnung
des Heimatlandes nach Richtung und km-Zahl.
4. Lodengtstlmuny und Gewässer. Erklärung der Höhenschichten-
Farben aus der Karte. Welche Bodeusorin ist vorwiegend im Heimats-
lande vertreten? Wichtige Bodenerhebungen der Provinz und^ihre
Darstellungsweise auf der Karte. Tieflandsgebiete und Thal-
bildnngen. — Die Hauptflüsse und die wichtigsten stehenden Gewässer
des Heimatslandes. Der Laus der Flüsse richtet sich nach der Boden-
gestaltnng. — Kartenlesen!
*) Neben dem allgemeinen Gebrauch der Waudkarte ist die Be-
nutzung von Handkarten seitens der Schüler erforderlich. Beide Karten
sollten Höhenschichtenfarben aufweisen und möglichst übereinstimmend bear-
beitet sein.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Grtlycn Lodengtstlmuny
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Berlin Berlin Deutschlands
— 15 —
scheint sehr ungewiß. Neuerdings nimmt man vielfach an, daß
das Erdinnere alle Aggregatzustände in lückenlosem Ubergange
zeigt, daß also unter der starren Rinde zähflüssige und unter
diesen leichtflüssige Massen liegen, und daß der innere Kern aus
Gas besteht. Diese Anordnung würde der Ansicht von der mit
der Tiefe stets wachsenden Temperatur sich anpassen. Dem Ein-
wände, daß der ungeheure Druck der aufliegenden Massen der
Bildung von Gasen im Erdkern widerspreche, hält man die Tat-
sache entgegen, daß für viele Körper eine sog. kritische Temperatur
nachgewiesen ist, d. h. eine Wärme, bei welcher der Körper im
gasähnlichen Zustand? sich befinden muß, wie groß auch der auf
ihm lastende Druck sein mag. Wenn dieser kritische Punkt z. B.
für Wasser 580° C. beträgt, so dürfte bei 8000» bis 10000" kein
Körper sich mehr in den flüssigen Zustand überführen lassen.
Diese Temperaturen sind aber gering gegen jene, welche man für
das Erdinnere annehmen muß. „Man hätte sich dann das Erd-
innere als einen unendlich heißen Gasball von voller Starrheit
oder Ruhe der Moleküle zu denken, was unfern Vorstelluugen
vom Aggregatzustand der Körper allerdings Schwierigkeiten bietet.
Nur die Eigenschaft bliebe jener erstarrten Masse in gasähnlichem
Zustande, daß sie sich bei vermindertem Druck sofort ausdehnt. Auch
diese Anschauung bleibt so lange Vermntuug, als man nichts
Näheres weiß über die wirklich vorbandene Dichte im Erdzentrum
und nicht nachgewiesen ist, daß unsere Erdrinde imstande ist, einer
solchen gewaltigen von innen wirkenden Spannkraft die Wage
zu halten." (Wagner.)
Im Gegensatz zu dieser Ansicht nehmen viele Forscher an,
daß im Innern der Erde ein mächtiger Metallkern von rund
10000 km Durchmesser ruht, der hauptsächlich aus Eiseu (spez.
Gewicht 7,8) besteht. Zwischen dem Eisenkern und der etwa
1500 km dicken Gesteinskruste vermutet mau eine Schicht von
mehr oder minder glutflüssigem Magma. Es ist jedoch falsch,
für das Vorhandensein einer solchen zusammenhängenden Magma-
masse die vulkanischen Ausbrüche als Beweismittel heranzuziehen,
da die Vulkanherde kaum tiefer als 50 km liegen dürften.
Vielmehr muß man annehmen, daß in der starren Erdrinde
kleinere Magmamaffen als „Nester" eingebettet sind.
3. Erdmagnetismus.
a) Deklination — Jsogoncn. Hängt man einen Magnetstab
an einem Faden so auf, daß er sich frei in der horizontalen Ebene
bewegen kann, fo nimmt er eine solche Lage an, daß der eine
Pol nach Norden, der andere gen Süden weist, und zeigt auch
nach jeder Störung aus dieser Ruhelage das Bestreben, die vorige
Richtung wieder einzunehmen. Hieraus folgt, daß die Erde wie
ein großer Magnet wirkt, der von einem in der Süd-Nord-Rich-
tung gehenden Strome durchzogeu wird. Das eigentümliche
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
TM Hauptwörter (200): [T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
28. Die Erziehung des deutschen Volkes. 153
Nicht sofort wurde das „Programm kaiserlicher Pädagogik" durch-
geführt. Allmählich erst gewannen die reformierenden Gedanken,
daß für die nationale Erziehung der Deutschunterricht, vater-
ländische Geschichte und Erdkunde die Hauptmittel sind, Boden
und Anerkennung. Die Fortschritte zeigen sich jetzt allenthalben.
Nur bezüglich des Eeographieunterrichts könnte es noch besser
bestellt sein, obwohl Deutschland im Ausland das „Land der
Geographen" genannt wird. Großen Anklang hat in neuerer Zeit
auch der biologische Unterricht gefunden.
Einen wesentlichen Fortschritt brachte das Jahr 1900 mit
dem kaiserlichen Erlaß vom 26. November, der die Gleich-
berechtigung von Gymnasium, Realgymnasium und
Oberrealschule verkündete; zunächst für Preußen, doch die
andern Staaten folgten bald nach. Damit verschwand das alte
und zäh verteidigte „Gymnasial-Monopol". Deutschlands Welt-
Machtstellung und die gewaltige Ausbreitung der Natur- und
technischen Wissenschaften zwangen das höhere Schulwesen, den
Anforderungen der Neuzeit entsprechend Raum zu gewähren.
Noch immer ist Herders Wort aus dem Jahre 1767 unverblichen:
„Die Welt braucht hundert tüchtige Männer und einen Philologen,
hundert Stellen, wo Realwissenschaften unentbehrlich sind, eine,
wo eine gelehrte und grammatische Kenntnis des alten Roms
gefordert wird." Gymnasium, Realgymnasium und Oberreal-
schule sind heute sämtlich an ihrem Platz und sorgen für eine
tüchtige Vorbildung für weitere Studien und Berufe.
Wie auch immer auf die Förderung der Einzelnen und die
Erziehung zum Charakter hingearbeitet und überflüssiger Gedächt-
niskram über Bord geworfen werde, so sind doch bei allen modernen
Erziehungsmethoden die drei Imperative von Friedrich
Paulsen nicht außer Acht zu lassen: „Lerne gehorchen! Lerne
dich anstrengen! Lerne dir versagen und deine Begierden über-
winden!" An anderer Stelle sagt derselbe Paulsen: „Eine
Erziehung fürs Leben, von der jetzt soviel die Rede ist, sollte
dies zuerst und zuletzt sich sagen: Kraft und Willensenergie, die
vor keiner Schwierigkeit zurückweicht, das ist die erste große Aus-
stattung für das Leben. Und diese zu geben ist der einzige
Weg: von klein auf an feste Zucht und strenge Arbeit gewöhnen.
Wer nicht in seiner Jugend sich geschunden hat, wer nie mit
Aufgaben, welche die letzte Kraft forderten, gerungen hat, der
taugt gewiß nicht zum Leben."
Zuletzt sind Gymnasium, Realgymnasium und Oberrealschule,
da sie keme Fachschulen sind und vaterländische und ethische
Ziele verfolgen, sämtlich humanistisch. Der Besuch dieser
Schulen ist in der Hauptsache nur den Bemittelten möglich.
Viele Volksschullehrerkreise erstreben das Ziel, besondere Schulen
zu begründen, die hervorragend befähigte Volksschüler nach
vollendeter Schulpflicht in kurzer Zeit zum Abiturium einer
Vollanstalt führen. Von den 10 Millionen Volksschülern sind
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich
Paulsen Friedrich Paulsen
Zur zweiten Auftage.
Außer einer Reihe kleiner Verbesserungen weist die vorliegende
zweite Auflage eine teilweise Umarbeitung der Kapitel von der
Sonne, den Fixsternen und den Nebelslecken aus. Im übrigen ist
Anlage und Umfang der ersten Auflage beibehalten worden.
An alle Fachgenossen richtet der Verfasser auch diesmal die
Bitte, Ausstellungen und Wünsche ihm freundlichst mitzuteilen.
Der Verfasser.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T8: [Abschnitt erster Periode zweiter Zeitraum dritter Kap Buch Kapitel vierter], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
— 119 —
wanderte von Mund zu Mund. Heldenmäßige Ergebung in Ungemach und
Schmerzen, stolze Selbstbeherrschung, Tapferkeit und Gastfreundschaft zeichneten
diese Naturkinder aus. *) — Als dann die „Bleichgesichter" mit ihren „großen
Kanoes" über den „großen Salzsee" kamen, schwand die Herrschaft der Rot-
häute immer mehr dahin. Trotz tapferer Gegenwehr wurden sie aus ihren
„Jagdgründen" immer weiter nach Westen gedrängt. Manitu, der große^Geist,
zürnt seinen roten Kindern. Durch Kriege, ansteckende Krankheiten, „Feuer-
wasfer" und Hunger ist ihre Zahl rasch zusammengeschmolzen. Ganze Stämme
gingen unter; andere zählen nur noch nach Hunderten. Man hat ihnen von
staatswegen das „Jndian Territory" (1816) und verschiedene kleinere „Reser-
vationen" zugewiesen, welche gesetzlich der weiße Mann nicht betreten darf.
Auch erhalten die einzelnen Stämme eine jährliche Rente an Geld, Lebens-
Mitteln und Kleidern. Unregelmäßige und unvollständige Lieferungen, Ver-
untreuungen und Gewaltthätigkeiten der Beamten führten indes wiederholentlich
blutige Aufstände herbei. „Der Weiße bricht dem Indianer die heiligsten
Verträge. Vertilgung des „roten Ungeziefers" ist die Losung." In menschen-
freundlicher Weise hat sich die Mission der Bedrängten angenommen.
Die Chinesen (107 000- Köpfe) kommen hauptsächlich in den pacifischen
Küstenstaaten vor; neuerdings sind sie indes auch in den Südstaaten und im
No. der Union aufgetaucht. Da die chinesischen Arbeiter sich mit äußerst
geringen Löhnen zufriedenstellen, dabei zu allerlei Arbeiten anstellig sind und
auch für Männer ungewöhnliche Beschäftigungen übernehmen (Wäscherei,
Kinderwartung zc.), so haben sie tausende von weißen Arbeitern verdrängt
und sich den Haß der Weißen zugezogen. Außerdem fügen sie sich nur äußer-
lich den Staatsgesetzen, stellen in ihren Genossenschaften eigene Gesetze auf
und bilden so einen Staat im Staate. Hat man doch sogar in San Francisco
eigene chinesische Kerker aufgefunden! Aus allen diesen Gründen sah sich in
neuester Zeit die Zentralregierung genötigt, in der „Chinesenfrage" mit Sonder-
gefetzen vorzugehen.
b) ■ Religionsverhältnisse und geistige Bildung.
Bezüglich der Religion herrscht in der Union vollständige Freiheit,
eine vollständige Trennung von Kirche und Staat. Es giebt daher
auch keine staatlichen Kirchenbehörden. Jede Konfession ordnet, regelt
und überwacht ihre kirchlichen Angelegenheiten selbständig. Im ganzen
genommen ist die Bevölkerung, insonderheit in den Nen-Englandstaaten
und in den n. Binnenstaaten, von tief religiösem Sinn durchdrungen,
hält streng den Sonntag, leistet ansehnliche Beiträge für Bau und
Unterhaltung der Gotteshäuser und für Besoldung der Geistlichen,
unterhält Reiseprediger, unterstützt Mäßigkeits- und Wohlthätigkeits-
vereine und Schulen. Das protestantische Bekenntnis mit seinen
zahllosen (gegen 100 ?) Sekten, darunter in erster Linie Methodisten
und Baptisten, ist bei weitem überwiegend. Die katholische Kirche
zählt (namentlich unter den Iren und Romanen) etwa 8 Mill. Anhänger.
Inden giebt es etwa 200 000. Die Chinesen sind Buddhisten, die
wilden Indianer noch vielfach Heiden. Eine ganz eigenartige, neue
Religionsgemeinschaft sind die Mormonen.
Die Mormonen oder „die Heiligen der letzten Tage" zählen 166000
Anhänger. Ihr Gründer, Joseph Smith, trat 1830 mit einem neuen
Religionsbuche: »The book of Mormon" (Das Buch des Mormon), in die
Öffentlichkeit. Er gab vor, der Engel des Herrn habe ihm die „heiligen
Messingplatten" gezeigt, die in der Erde in einer Kiste vergraben waren.
~iu einer Wunderbriue, die dabei lag, habe er die in koptischer Sprache ab-
gefaßte Inschrift entziffert. Nach dieser wären „die verlorenen Stämme Israels"
* Vgl. de Eooper'schen Erzählungen. — „Der Wilde" von Seume.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt]]
— 200 —
ging. Doch diese riefen zornig: ..Wahr die Garr, de Bur de kumt!" und-
besiegten das feindliche Heer bei Hemmingstedt. Erst allmählich gelang es deir.
^ldenburger, Lüneburger, holsteinischen und dänischen Fürsten und Grafen, die
Friesenstämme zu unterwerfen, und auch dann mußten sie ihnen vielerlei
Sonderrechte zugestehen. — Der heutige Marschbauer erinnert in seinem Wesen
voll und ganz an seine tapfern Vorväter. Er ist ernst und gemessen, hält aufs
Althergebrachte viel und ist rechthaberisch bis zum Eigensinn. „Der Friese singt
nicht," sagt ein Sprichwort, und in der Tat ist er mehr Verstandes- als Gefühls
mensch, liebt aber treffende Sprichwörter und kurze, kräftige Schlagwörter. Die
angesehensten und ältesten „Hausmannssamilien" (so werden die reichen Gros;-
bauernfamilien genannt) vertreten den in den meisten Marschen fehlenden Adel
völlig in ihrer Art und sehen auf den kleinen Käthner als den „lütten Mann"
herab, der „nicht genug Kleie unter den Füßen" hat. Dieser Stolz des Marsch-
dauern zeigt sich insonderheit in seinem Austreten nach außen hin und der
festlichen Gelegenheiten. Eine Kränkung seiner Ehre erfüllt den Marschbauern
mit heftigem Zorn. Gefängnisstrafe hält er besonders für schmachvoll und
wendet wohl Tausende daran, um ihr zu entgehen. Als einst ein Marschbauer
hörte, daß sein studierender Sohn einige Tage Karzer bekommen habe, weinte
er vor Wut und Scham. „Ich harr jo gern," rief er voll Schmerz, „dusend
Daler un noch mehr gewen, wenn he man nich sitten schull. Wat het de Jung
mi dat nich schrewen!" In gewissem Sinne beeinträchtigt der Heimatstolz des
Marschbauern sein Urteil über den Wert anderer Länder. So erzählt man
von einem alten Hausmann, der seinen reiselustigen Sohn mahnend bei der
Hand nahm und zu ihm sagte: „Sieh, Jung, hier is de Marsch, und de ganze
anner Welt is man Geest. Wat wullt du dumme Junge nu in de Welt maken?"
Im besonderen zeigen die Bewohner der einzelnen Länder trotz der
Übereinstimmung in ihrem Wesen doch besondere Unterschiede. Ter
O st e r st a d e r und der S t e d i n g e r sind die gutmütigsten und loyalsten
aller Marschbewohner; der Butjadinger ist voll Kraft und Festig-
keit, moderner Kultur nicht abgeneigt; die Hadler und Keh ding er-
find luxuriös und stark renommistisch; der Jeverländer neigt zu
freien Anschauungen, der Altländer endlich ist schlau, gewandt, miß-
iranisch und verschlossen gegen Fremde, hält dagegen am strengsten au
alten Gebräuchen fest.
Im alten Lande trifft man auch noch am häufigsten das alte friesische
Bauernhaus an. Vom Giebelfirst schaut das alte Friesenzeichen herab, das
sich bis Flandern findet. Es besteht aus zwei Schwänen, von denen_ jeder sich
in die Brust beißt. Die Giebelseite des Hauses ist nach der Straße gekehrt
und zeigt eine bunt gestrichene Tür, oben mit Lichtscheiben, die meist den Namen
des Besitzers in heller Farbe tragen. Hinter der Tür liegen die Vorratsräume
mit den Schätzen an Linnen, Betten, Kleidern und sonstigen^ Vorräten. Auch
ist die Tür nur eine Nottür, um bei Gefahr schnell die kostbarste Habe zu retten.
Bor dem Giebel breitet sich ein sorgsam gepflegter Blumengarten aus, und den
Abfchluß nach der Straße bildet ein tüchtiger "Graben, über den feitivärts eine
Brücke führt. Von hier gelangt man nach dem Haupteingange an der Längs-
feite des Hauses. Nach der Straßenseite zu liegen neben den Vorratsräumen
die Wohnzimmer, auf der andern Seite von der Straße am weitesten entfernt^
die große Diele mit den Viehställen. Überall im ganzen Wirtschaftsleben zeigt
sich eine Vorliebe für Sauberkeit und bunte Farben.
3. Ortskunde.
a) I m Gebiet der freien u u d H a u s a st a d t Hamburg:
Hamburg (706 Tsd. E.), zweite Stadt des Deutschen Reichs^
zwar 100 km vom Meere, aber an der selbst für die größten See-
schiffe bis hierhin zugänglichen Unterelbe gelegen, inmitten der Nordsee-
länder, benachbart den nordischen Reichen, durch den tiefen und breiten
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
— 94 —
Das Kongogebiet weist Urwälder voll tropischer Pflanzenfülle
auf, dichte, undurchdringliche Walddickichte, die in ihrer Natur an die
Wälder Indiens und Südamerikas erinnern. Das Waldland wird
hier und da von Savannen st recken unterbrochen. Wo Savannen und
Waldländer sich einander nähern, treten auch Gallerienwälder nuf.
-— Das Tierle beu vom Kongobecken und von Niedergninea ist auf-
fallend arm. Das Wild (Antilopen, Wildschweine) ist selten und
äußerst scheu. Nashorn und Giraffe hat man garnicht, die großen
Raubtiere Afrikas nur in geringer Zahl angetroffen. Ter Elefant ist
am obern Kongo sehr häufig; seiu Verbreitungsgebiet erreicht aber
nirgends die Küste von Niederguinea. In den Wäldern des obern
Kongogebiets haust der menschenähnliche Sokoasfe. Am meisten ver-
breitet ist das Flußpferd, das allerorts in den Flüssen in großen
Herden anzutreffen ist.
2. Die Bevölkerung besteht ans Bantnnegern und gliedert
sich in zahlreiche Stämme, die uuter Häuptlingen stehen. Unter diesen
Fetischanbetern spielen Zauberer und Regenmacher eine große
Rolle, und Gottesurteile und Hexenprozesse kommen hänsig vor und
haben Greueltaten mancher Art im Gefolge. Die wichtigste Nahrungs-
quelle ist der Ackerbau, zu welchem f. von der Kongomündnng noch
starke Viehzucht tritt. Die vorwiegeude Form des Hüttenbaus ist
der Kegelstil. Die Hütten werden gewöhnlich um einen freien Platz
gruppiert, der den Herden für die Nacht als Aufenthaltsort dient.
Nach außeu hin ist das Ganze durch Zäuue abgeschlossen und zuweilen
mit Palissaden befestigt. Bei manchen Stämmen findet sich auch die
viereckige Bauart, häufig iu Gestalt der Tembe, die zahlreiche
Wohuuugen um einen großen innern Lichthof enthält. Der Austausch
von Boden- und Knnsterzengnissen zwischen entfernten Stämmen ist
wegen der Landesunsicherheit sehr gering; dagegen ist der lokale Handel
sehr entwickelt und wird durch Wochenmärkte weseutlich gefördert. Leider
ziehen sich immer noch die unmenschlichen Sklavenjagden, die von
Arabern und Indern unter Benutzung von Stammesfehden und Feiud-
schaften unter den Negern frech betrieben werden, auch bis ius obere
Kongogebiet. Ganze Knltnrgebiete sind dadurch in Wüsteneien ver-
wandelt. Die Menschenfresserei ist noch weit verbreitet.
Wißmann entwirft eine ergreifende Schilderung von den Folgen solcher
Unmenschlichkeiten. Er traf auf seiner ersten Reise im Herzen Afrikas, wenige
Grade vom Äquator entfernt, eine Gegend von besonderer Schönheit und Frucht-
barkeil an, mit Wäldern und Flüssen und großen, wohlbevölkerten Ortschaften.
Die Einwohner waren ein ruhiges und friedliches Volk, das in schlichter Einfalt
ein glückliches Dasein,.führte. Seit vielen Menschenaltern hatten sie das Land
inne, bebauten ihre Äcker und verstanden sich auf allerlei Gewerbe: Bereitung
von Rindentuch und Töpferwaren, Eisenbearbeitung und Holzschnitzerei. Mit
freundlichen Gesichtern liefen sie herbei, um dem weißen Mann zu Diensten zu
sein. — Vier Jahre später kam der Forscher wieder in dieses Land und fand
Wüsteneien, wo früher friedliches Leben geblüht hatte. „Als wir den Ortscbasten
näher kamen" berichtet er, „wunverten wir uns, daß niemand sich blicken ließ,
uns zu bewillkommnen; kein froher Ruf ertönte. Wir betraten den tiefen Schatten
der mächtigen Palmen; zur Rechten und Linken waren die Aushaue, wo unsere
Freunde gewohnt hatten; hohes Gras hatte überwuchert, was uns früher das Herz
erfreute. Die Ernten waren zerstört, alles in eine Wüste verwandelt. Todesstille
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Mac Mahon den Oberbefehl übernommen hatte, aufgegeben wurde, so erhielt der Kronprinz den Befehl, den Feind im Rücken zu fassen. Während das elfte Korps Floing nahm und bis Cazal vorrückte, setzte sich das fünfte Korps in den Besitz des vom Feinde aufs äußerste verteidigten Kalvarienberges bei Jlly. Der Feind war aus allen Stellungen vertrieben und flüchtete in die Festung Sedan. öd) König Wilhelm sandte den Oberstleutnant von Bronsart und den Hauptmann von Winterfeld nach Sedan, um zur Übergabe aufzufordern; sie wurden vor den Kaiser geführt, der eben den Brief abfaßte, in welchem er dem siegreichen Herrscher von Preußen seinen Degen anbot. Diesen Brief übergab der General-Adjutant des Kaisers, Graf Reifte, dem König bei Frenois.
Für die französische Armee unterhandelte der Oberbefehlshaber Wimpffen zu Donchery; er lehnte zwar die Kapitulationsbedingungen, Gefangenschaft der gesamten französischen Armee, ab, mußte aber doch der harten Notwendigkeit weichen, als Moltke mit der Beschießung drohte. In dem Schlößchen Bellevue fand der Schlußakt des gewaltigen Dramas statt; Wimpffen unterzeichnete die Bedingungen und dann erst erklärte sich der König bereit, Napoleon eine Begegnung zu gewähren.
Dem Kaiser wurde Wilhelmshöhe bei Kassel als Aufenthaltsort zugewiesen, wo er bis zum 19. März 1871 blieb, in dem Schlosse, das einst die Residenz seines Oheims Jerome Bonaparte gewesen war.
e) Die militärischen und politischen Folgen des Sieges.
a) Nachdem die Armee Mac Mahons gefangen war, hatte Frankreich keine Möglichkeit in der Hand, die eingeschlossenen Festungen, vor allem Metz, zu befreien. Die beiden deutschen Armeen, die bet Sedan gefochten hatten, marschierten unmittelbar nach der Schlacht auf Paris, dessen Einschließung bis zum 19. September vollendet war. Da dadurch auch das Heer der Mobilgarden festgehalten, also jede Hilfe auf Entsatz aussichtslos wurde, so blieb nichts anderes übrig, als die Festungen zu übergeben. Am 27. September kapitulierte Straßburg, am 27. Oktober Metz; damit waren die festesten Bollwerke des Ostens in deutschen Händen und die Belagerungsarmeen standen der Armeeleitung zu anderen Zwecken zur Verfügung.
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Extrahierte Personennamen: Jlly Wilhelm Winterfeld Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Sedan Sedan Schlößchen_Bellevue Kassel Frankreich Sedan Paris